Wässergemeinschaft Stöckachwiesen

Die letzte in der Reihe

Die nördlichste noch existierende Wässergemeinschaft an der Rednitz. Die Bewässerung erfolgt hier noch über eine elektrische Pumpe. Oft ist auf diesen Wiesen ein Sprung Rehe zu sehen.

Die Wiesenbewässerung im Rednitztal im Bereich Fürth/Zirndorf wurde 1858 von dem Zirndorfer Gutsbesitzer J.C. Seidel zusammen mit 22 weiteren Wiesenbesitzern eingerichtet, um auf diesen trockenen Sandböden bessere Grasernten einholen zu können. Dazu wurde die „Bewässerungsgenossenschaft Zirndorf-Fürth-Dambach“ gegründete, die 1862 hierfür eine offizielle Genehmigung durch die Regierung von Mittelfranken erhielt. Das Wasser wurde damals durch eine Stauanlage im Bereich des erwähnten Gutsbesitzes aus der von Westen einmündenden Bibert bezogen und im unteren (nördlicheren) Teil mittels eines Aquädukts auf die auf dem östlichen Rednitzufer liegenden „Bräuhauswiesen“ (heute „Stöckachwiesen“) übergeleitet.

Die Stadt Fürth begann bereits 1887 mit ersten Wasserfassungen auf den Rednitzwiesen. Als sie aber 1904 eine weitere Fassung mitten in diesen bewässerten Wiesen einrichtete, sorgte sie sich um die Qualität des Wassers. Inzwischen war nämlich die urbane und industrielle Entwicklung in Zirndorf derart fortgeschritten, dass die Abwässer die Bibert, und damit auch die Rednitz, erheblich belasteten. Somit erwirkte die Stadt Fürth 1941 über den Regierungspräsidenten in Ansbach eine vorsorgliche Anordnung zur Einstellung der Bewässerung auf den Wiesen, verbunden mit einer gleichzeitigen Forderung an Zirndorf, die Kläranlage baldmöglichst fertigzustellen.

Während langer Jahre, in denen zwischenzeitlich die geforderte Kläranlage für Zirndorf gebaut wurde, erwarb die Stadt Fürth bzw. INFRA weitere Wiesenflächen im Talgrund, um hier einen wichtigen Teil der Trinkwasserversorgung für die Stadt zu sichern. Die „Bewässerungsgenossenschaft Zirndorf-Fürth-Dambach“ wurde damit aufgelöst, aber die im Anschluß liegende Wässergemeinschaft Stöckachwiesen existierte noch und reklamierte auch die Wiederherstellung ihrer Bewässerungsrechte. Diese wurden ihr schließlich 1960 offiziell wieder erteilt.

Die Stöckachwiesen liegen rechts der Rednitz, die ursprüngliche Wasserfassung aus der Bibert aber links der Redniz. Die Zufuhr müsste nun durch die von der INFRA genutzten Wiesen gehen, um sie dann wieder, wie früher, über ein Holztrog über die Rednitz zu leitet. Dagegen verwehrte sich jedoch die INFRA. Vor Gericht konnte der Kläger (in Vertretung der Wässergemeinschaft Stöckachwiesen) jedoch klarmachen, dass ihm nicht zugemutet werden konnte, selbst das benötigte Bewässerungswasser aus der Rednitz heraufzupumpen, sprach ihm das Gericht zu, dass hierfür die Stadt Fürth bzw. INFRA aufzukommen habe. So stellt seit 1976 INFRA eine Pumpe zu ihren Lasten zur Verfügung, wogegen die Wässergemeinschaft sich zur Pflege der Anlagen verpflichtete.

Nachdem die ursprüngliche elektrische Pumpe (ähnlich der im Oberen Grund in Reichelsdorf) in die Jahre kam, wurde sie später durch eine temporäre Tauchpumpe ersetzt, die gemäß der von der Wässergemeinschaft bestimmten Erfordernis von der INFRA eingesetzt und auf deren Kosten betrieben werden muss.

Über die Jahre reduzierte sich jedoch auch die Zahl der die Wässerwiesen nutzenden Landwirte, bis sie heute eigentlich nur noch von zwei Landwirten genutzt werden. Damit obläge diesen auch als alleinigen Nutzern die Reinigung und Instandhaltung der Bewässerungsgräben. Obwohl die Gräben in frühen Jahren einmal betoniert wurden, so ist deren jährliche Reinigung in Handarbeit eine übermäßige Belastung für so wenige Nutzer. Auch haben sich immer wieder Auswirkungen von Biber-Tätigkeiten an den Ufern der Rednitz gezeigt, die den Betrieb der Wässerkanäle beeinträchtigten.

So ist der Bewässerungsbetrieb für ca. 10 Jahren eingeschlafen, obwohl die Eigentümer ihre Wiesen gerne – besonders in trockenen Jahren – weiter bewässert hätten. Die Pumpe war ja noch vorhanden, doch um die Gräben wieder instand zu setzen, bedurfte es einer größeren (konzertierten) Reinigungs- und Instandsetzungsaktion. 2024 gelang diese Rehabilitierung der Gräben, INFRA istallierte auf Anforderung die Pumpe und so konnte das Funktionieren des Wässerbetriebs durch das Wasserwirtschaftsamt bestätigt werden.

Im Moment tummelt sich auf diesen Wiesen eine beachtliche Rehherde, die aufgrund der Abzäunung durch keinerlei Hundebesuch gestört wird. Die zuständige Jagdpächterin kümmert sich um deren Wohlergehen und so kann man sich oft auch von der Südwesttangente beim Vorbeifahren an deren Anblick erfreuen.

Um das Bestehen der Bewässerungsanlagen zu sichern und auch, um das Rehwild auf diesen Flächen nicht zu stören, ist das Betreten des Geländes untersagt. Besucher dieser Perle werden um Unterstützung dieses Schutzes gebeten.

(Teile dieses Textessind ein Auszug aus dem Buch „Das Geschenk des Wassers – Die Rednitz-Wässerwiesen und ihre Menschen“ von Jörg Henninger, Fahner-Verlag, ISBN 9-78394225176-1)

Zugang:

Die Stöckachwiesen sind nicht betretbar. Jedoch erhält man einen relativ guten Einblick von der Fuchstrasse in Dambach, die sich mit der Kaiserstrasse nach der Fürther Südstadt fortsetzt. Auch kann man einen schönen (aber kurzen) Überblick auf diese Wiesen von der Südwesttangente erhaschen, wenn man diese von Süden nach Norden befährt und über die Brücke über den Rednitzgrund kommt.

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