Seiboldsche Sandgrube/Sandachse

Urmain-Hinterlassenschaft
Sandablagerungen des vor Jahrtausenden hier fließenden Urmains haben nicht nur eine Landschaft geprägt, sondern auch Grundlagen für eine Ära der lokalen Industrialisierung und für eine neue Landschaftsgestaltung und -nutzung gelegt.

Manch einer mag dies nicht glauben, aber der Main, der mit dem roten und weißen Main in der Fränkischen Alp bzw. respektive im Fichtelgebirge entspringt, floss noch bis vor rund 2 Millionen Jahren nach Süden und mündete ca. bei Dollnstein in die Ur-Donau. Sein Wasser landete damals also im Schwarzen Meer und nicht wie heute in der Nordsee. Zu wenig ist heute darüber erforscht, aber dennoch gibt es einige Belege, dass der Main damals durch das heutige Rednitztal strömte. In diesen Zeiten führte dieser Urstrom erhebliche Wassermassen, vor allem als die großen Eismassen abschmolzen, die weite Teile Süddeutschlands überdeckten.

Wo solche großen Wassermassen fließen werden auch erhebliche Mengen and Geröll und Sand mit­transportiert und links und rechts an den Ufern abge­lagert. Je nach Verlauf des Stroms, seiner Schnel­lig­keit und Tiefe, werden verschiedene Qua­litäten an Sanden, Lehmen oder Tonen abgelagert. Dies zeigt sich noch heute an recht unterschiedlichen Boden­qualitäten auf rela­tiv kleinem Raum. Während auf einem Acker der Boden lehmig sein kann, kann er an anderer Stelle aus purem Sand bestehen, der wenig Wasserrückhalte­fä­hig­keit besitzt.

Mit der Planung des Bayernhafens Nürnberg-Roth und des Rhein-Main-Donau-Kanals wurde erstmals die Geologie des Urstromtals in diesem Bereich sicht­bar. Die geologische Karte (Abb.1) stammt aus der entspre­chenden Studie zum Hafen und zeigt den Ver­lauf von Teilen des Urstromtals, der sich v.a. in den hohen Anhäufungen von Sanden wie z.B. in dem hier an­schließenden Sandmagerrasen und auch den me­tertiefen Sandböden des Rednitztals manifes­tie­ren.

Sandachse Franken

Ein deutliches und markantes Relikt der Urstrom-Tätigkeit ist die als „Sandachse Franken“ bezeichnete langgezogene Struktur von dünenartigen Sandablagerungen, die von Bam­berg bis nach Roth zu finden sind. An der Stelle, an der diese Tafel sich befindet, kann man in Richtung zur Rednitz die typische Vegetationsform auf solchen Sandablage­rung­en finden (siehe dazugehörige Tafel „Perle Sandmagerrasen“ ca. 70 Meter westlich von hier). Wenden Sie jedoch ihren Blick nach rechts über die Schalk­hau­serstrasse hinüber zum an­schließenden Wald, so verbirgt sich dahinter eine weitere dicke Ablagerung von Sanden, die ab ca. 1907 durch die Firma Seibold ausgebeutet und im Reichelsdorfer Kunst­backstein­werk zu einem wich­tigen Bau­material (v.a. während der Wieder­aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg) verar­beitet wurden (Abb. 2 & 3). Nicht nur be­wirkte der Sandabbau (bis in die 1960er Jahre) eine signifi­kante Land­schafts­gestaltung (sie­he heu­tiges Sportge­län­des des SV Reichels­dorf), auch be­kam das Werk einen Bahnanschluss (Abb. 3), der die Ansied­lung weite­rer Industrien för­derte.

B2a/A77

In den 1970er Jahren wird die Verkehrserschließung der Metro­pol­region vorangetrieben. Hierbei sieht die sog. N4-Entwick­lungs­achse die Verlängerung und den Ausbau des Frankenschnellwegs über die Hafenstrasse hinaus als B2a/A77 über den Wiesengrund des Rednitztals bis zur Autobahnanbin­dung bei Schwabach vor. Im Rah­men die­ses Aus­baus wä­re diese Stras­se über ei­ne Brüc­ke über die Bahn­linie hin­weg über das Gelände des Gewer­be­gebiets Reichelsdorf bis in den Wiesen­grund geführt worden (Abb. 4). Massive landschafts­verändernde Bau­maß­nah­men hätten er­heb­liche Ein­schnitte in die lokalen Struk­turen bewirkt. Der Sport­ver­ein Rei­chelsdorf, der damals zwi­schen Bahn­linie und Vorju­ra­strasse lag, konnte erfreulicher­weise auf die zwischen­zeitlich stillgelegte Seibolt’sche Sandgrube verlegt werden. Auch die damals legendäre Privat­mann­schaft „Sandhoppers“ (Abb. 5) verlor ihr Trainingsgelände auf der „Reh­lerswiese“ südlich des heutigen Hafen­krei­sels.

Zugang:

Zugangsbeschreibung derzeit nicht vorhanden.

Grünzug Reichelsdorf (Schild ca. 300m südlich)