Ehemaliges Kellerbad

Heute ein Vogelparadies
Ein besonderes Ausflugziel der Nürnberger war das „Kellerbad“ beim Reichelsdorfer Keller (Bierlagerkeller der Schalkhaußer), das erste Familienbad Bayerns, gelegentlich mit „Strandkonzert“, gut mit der Bahn zu erreichen, kombinierbar mit dem Besuch eines Steherradrennens auf der Radrennbahn (seit 1905). später wurde das Flussbad noch mit einem Badebecken ergänzt. Heute führt ein Weg an der Rednitz mit interessantem Bewuchs und einer Fülle von Vogelarten.

In den Dreißiger Jahres des vergangenen Jahrhunderts war das Klima in dieser Region wohl so warm, dass sich v.a. die Stadtbevölkerung nach Bademöglichkeiten sehnte. Da es zu damaligen Zeiten noch keine öffentlichen Schwimmbäder mit gereinigtem Wasser gab, lag es nahe, die nahegelegenen Flüsse zu nutzen. So entstanden in Nürnberg an vielen Stellen an Pegnitz und Rednitz Flußbäder.

Die geschäftstüchtigen Brüder Schalkhauser waren immer auf der Suche nach der Erweiterung des Absatzes ihrer Brauereiprodukte. So erwarben sie am Fuchsberg zwischen Reichelsdorf und Katzwang einige Waldflächen, die sich dazu einsetzen ließen. Sie errichteten oberhalb des heutigen S-Bahnhofs Reichelsdorfer Keller eine Einkehr, die bald von Arbeitern und Wanderern frequentiert wurde, die auf ihrem Weg von Katzwang nach Nürnberg und zurück dort eine erfrischende Zwischenstation einlegen konnten. Wann dies genau erfolgte, ist bisher nicht belegt, doch beurkundet eine Anzeige aus dem Jahre 1878 die Eröffnung des „Schalkhauser’schen Felsenkellers“ durch den Gastwirt G. Eirich. Im dortigen Sandsteinfelsen konnten die Schalkhausers auch ihren Bierkeller anlegen, von dem letzendlich der Name „Reichelsdorfer Keller“ herrührt.

Biergarten und Ausflugslokal entwickelten sich prächtig und so war ab 1914 die Anlage eines Familienbads am Rednitzufer ein weiterer Anziehungspunkt.

Noch vor der Anlage des sog. Kellerbads förderten die Gebrüder Schalkhauser auch den Bau der berühmten Radrennbahn. Dem bereits 1903 gegründeten Radsportverein Sportplatz Nürnberg 1903 e.V. stellten sie das benötigte Gelände zum Bau der erst 2024 wieder abgerissenen Radrennbahn zur Verfügung.

Das Kellerbad erfreute sich bald so großer Beliebtheit, dass an Wochenenden in den Sommermonaten die Bahn Sonderzüge vom Hauptbahnhof Nürnberg zum Reichelsdorfer Keller bereitstellte. Mit Grund dafür war das zunehmende Angebot an Unterhaltung an solchen Badetagen, an denen Orchester für entsprechende Musik sorgten und ausgedehnte Anlagen Umkleidemöglichkeiten für Damen und Herren sowie Verpflegung anboten.

Während anfangs das Baden nur direkt in der Rednitz geboten war, wurde zu späterer Zeit auch ein Schwimmbecken oberhalb des Ufers erbaut. Mauerreste sind davon heute noch erhalten.

Was früher eine ausgedehnte Wiesenfläche – direkt unterhalb des Bahnhofs – war, wucherte nach Aufgabe des Kellerbads 1963 mit Gestrüpp und Wald wieder zu. Heute präsentiert sich das Gelände als urwaldähnlicher Auwald mit vereinzelten alten Eichen und hin und wieder in sich zusammenbrechenden Bruchweiden am Rednitzufer. Besucher erfreuen sich an der Frische der Luft, dem üppigen Bewuchs und dem reichhaltigen Vogelgezwitscher.

Bitte respektieren und pflegen Sie diese Idylle, indem Sie auf den eingetretenen Pfaden bleiben, Ihr Fahrrad schieben, um Wanderer nicht zu gefährden und die Natur besser in sich aufnehmen zu können, Ihren Hund an der Leine halten und keinen Müll hinterlassen. Die Natur wird es Ihnen danken!

Zugang:

Der Bereich, an dem das ehemalige Kellerbad gelegen war, ist von drei Seiten erreichbar:

  • von Süden vom Sportplatzgelände des TSV Wolkersdorf geht man auf dem befestigten Weg entlang dem Fluss bis zu seiner rechtwinkligen Biegung nach rechts. Das Gelände liegt nun direkt in nördlicher Richtung.
  • von Osten vom S-Bahnhof Reichelsdorfer Keller (durch die Fußgängerunterführung unter der S-Bahn liegt das Gelände direkt unterhalb des Weges Richtung Rednitz)
  • von Norden geht ein Fußpfad ab dem Parkplatz am Ende des Steinhauserwegs in den Wiesengrund. Nach ca. 200 Metern erreicht man den urwüchsigen Uferwald, in dem noch die Überreste des ehemaligen Schwimmbeckens verborgen liegen.

Nördlich des Auwaldes auf dem ehem. Kellerbadgelände schließt sich bald die Wässerwiese der Gemeinschaft „Im Oberen Grund“ zu Reichelsdorf mit dem betagten Pumpenhäuschen an.

Südlich erreicht man die Fünf-Bogenbrücke der Bahn, die sowohl auf der östlichen Uferseite auf der Zufahrtsstraße zum Sportplatz gut erreichbar ist (steht man direkt unter dem Bahnbogen auf dieser Strasse erfährt man ein wunderbares Echo seiner eigenen Stimme), als auch auf der westlichen Uferseite (über die Fußgängerbrücke zum Parkplatz des Sportplatzes und dort dann den Weg nach links in den Uferwald nehmen). Am Parkplatz steht auch die Tafel zur Perle „Wässerwiesen Unterer Grund Wolkersdorf“, die aufschlußreiche Hinweise zum Funktionieren eines komplexen Bewässerungssystems gibt.